Pressespiegel

Nachbarbezirk wehrt sich gegen Giganten

EINZELHANDEL: Pläne für Möbelhäuser an der Landsberger Allee stoßen auf Widerstand in Marzahn-Hellersdorf.

Auf einer Flä­che von 15 Hekt­ar soll neben einem Möbel Höff­ner-Ein­rich­tungs­haus auch ein Scon­to-Möbel­markt ent­ste­hen. Dafür hat­te die Unter­neh­mens­grup­pe von Höff­ner-Eigen­tü­mer Kurt Krie­ger nicht nur das Grund­stück des eins­ti­gen Möbel Max-Hau­ses, son­dern auch die dane­ben lie­gen­de, am Glo­bus-Bau­markt angren­zen­de Flä­che erwor­ben. Vom Möbel Max-Gebäu­de steht inzwi­schen nichts mehr. Und auch eine eins­ti­ge Lager­hal­le aus DDR-Zei­ten neben dem Glo­bus ist inzwi­schen abge­ris­sen.

Wie berich­tet, möch­te Krie­ger ein Höff­ner-Ein­rich­tungs­haus mit rund 50.000 Qua­drat­me­tern Ver­kaufs­lä­che eröff­nen, auf 7.000 Qua­drat­me­tern soll sich der Scon­to-Möbel­markt erstre­cken. Plä­ne Krie­gers, das Gelän­de an der Lands­ber­ger Allee zu nut­zen, gibt es seit mehr als 25 Jah­ren. Weil er aber nie zum Zuge kam und Mit­be­wer­ber zunächst die Immo­bi­li­en kauf­ten, bau­te der bun­des­weit akti­ve Ber­li­ner Unter­neh­mer zunächst an der Mär­ki­schen Allee in Mar­zahn. Jetzt, da Krie­ger Eigen­tü­mer der Flä­chen in Lich­ten­berg ist, soll der Mar­zahner Stand­ort geschlos­sen wer­den. Dem Bezirk Mar­zahn-Hel­lers­dorf gehen die Plä­ne dann aber doch zu weit. Anfang Mai mach­te Stadt­ent­wick­lungs­stadt­rat Chris­ti­an Gräff (CDU) sei­nem Ärger im sozia­len Netz­werk Face­book Luft: »Merk­wür­dig und für unse­ren Bezirk nicht gut. Ich wer­de mich hier mit den Nach­bar­be­zir­ken bera­ten, weil die vor­lie­gen­den Plä­ne für unse­ren Bezirk nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen haben kön­nen.« Jetzt legt Gräff nach und sagt, er habe für den Bezirk im Rah­men des Bebau­ungs­plan­ver­fah­rens Wider­spruch gegen Krie­gers Plä­ne am Stand­ort Lich­ten­berg ein­ge­legt. »Was dort geplant ist, ist für die Regi­on zu viel«, erklärt Gräff. Man müs­se sich unter ande­rem sehr gen­au anschau­en, wie stark der Anteil des soge­nann­ten zen­tren­re­le­van­ten Sor­ti­ments ist. Dar­un­ter fal­len Waren, die nicht ori­gi­när etwas mit Möbeln zu tun haben. Gräff befürch­tet, dass Kauf­kraft vor allem aus klei­ne­ren Kie­zen wie der Mar­zahner Pro­me­na­de oder dem Fenn­pfuhl abge­zo­gen wer­de. »Das wird in jedem Fall Aus­wir­kun­gen haben.« Durch­aus nach­voll­zieh­bar fin­det Lich­ten­bergs Stadt­ent­wick­lungs­stadt­rat Wil­fried Nün­thel (CDU) die Kri­tik aus dem Nach­bar­be­zirk. Aller­dings ver­weist er dar­auf, dass der Stand­ort an der Lands­ber­ger Allee im Rah­men des Stadt­ent­wick­lungs­pla­nes »Ein­zel­han­del« als Fach­markt­zen­trum groß­flä­chig aus­ge­wie­sen sei. »Auch Mar­zahn-Hel­lers­dorf war an die­sem Plan betei­ligt«, sagt Nün­thel. Unter ande­rem sei in dem Plan­werk gere­gelt, dass an der Lands­ber­ger Allee kein soge­nann­ter groß­flä­chi­ger zen­tren­re­le­van­ter Ein­zel­han­del rea­li­siert wer­den kann. »Dass sich jetzt Höff­ner ent­schei­det, aus dem Nach­bar­be­zirk nach Lich­ten­berg zu zie­hen, ist eine unter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dung«, sagt Nün­thel. Er glaubt auch nicht, dass das Ansied­lungs­vor­ha­ben nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die klei­ne­ren Kie­ze haben wird. Sei­nen Anga­ben zufol­ge hat Höff­ner bereits einen Bau­an­trag gestellt. Nün­thel geht davon aus, dass bereits im Herbst mit dem Bau der bei­den Möbel­märk­te begon­nen wer­den kann, soweit »wir kei­ne Sach­ver­hal­te fin­den, die dem Vor­ha­ben ent­ge­gen­ste­hen«. Nün­thel sagt auch, dass das, was nach dem Gesetz her geneh­mi­gungs­fä­hig ist, von der Behör­de auch geneh­migt wer­den müs­se. Bis­lang gab es zwi­schen Nün­thel und sei­nem Kol­le­gen Gräff kei­ne per­sön­li­chen Gesprä­che, was die Ansied­lung der Möbel­häu­ser betrifft. Chris­ti­an Gräff aber kün­dig­te an, mit allen Betei­lig­ten noch ein­mal über das Pro­jekt spre­chen zu wol­len. Die Unter­neh­mens­grup­pe von Kurt Krie­ger war trotz schrift­li­cher Nach­fra­ge nicht für eine Stel­lung­nah­me zu errei­chen. Damit bleibt zunächst unklar, wie es am Stand­ort Mar­zahn nach dem Umzug von Höff­ner und Scon­to wei­ter­geht.

Autor: Marcel Gäding
Verweis: bezirks-journal.de/wp-content/uploads/2016/07/Bezirks-Journal_Lichtenberg_Juli_2016.pdf

Quelle: Lichtenberger Bezirks-Journal, Sei­te 2 | 14. Juli 2016

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