Zurück zu den Wurzeln nach Lichtenberg
Nein, dem Zufall ist an diesem Tag nichts überlassen: Fein aufgereiht stehen die roten Möbelwagen mit dem markanten Schriftzug »Höffner« auf der Baustelle. Zur Straße hin flattern die Höffner-Fahnen direkt neben meterhohen Sandbergen. In einem großen weißen Zelt ist eingedeckt wie bei einem Festbankett. Kurt Krieger ist an diesem Tag ein glücklicher Mann – und so rutscht ihm dann auch vor den Gästen und seinen Mitarbeitern ein Satz heraus, der seine Stimmung auf den Punkt bringt: »Ist das nicht affengeil, in dem Bezirk bauen zu können, wo man geboren ist?« Nur wenige Kilometer entfernt erblickte Krieger 1948 das Licht der Welt. Er ist ein Berliner durch und durch. Zur Feier des Tages spielt eine Altberliner Blaskapelle im blauen Rock und mit Pickelhaube unter anderem Paul Linckes »Das ist die Berliner Luft«.
Begehrter Standort Landsberger Allee
Ein Vierteljahrhundert hat der Unternehmer Kurt Krieger auf diesen Tag gewartet. Er hat sich 25 Jahre darum bemüht, an der Landsberger Allee ein Möbelhaus zu eröffnen. Immerhin gehört die sechsspurige Straße zu den wichtigsten Verbindungen zwischen der Berliner Innenstadt und dem Umland. 60.000 Autos sollen dort tagtäglich vorbeifahren. Viermal scheiterte Krieger mit seinem Vorhaben, eine Höffner-Filiale an dem begehrten Standort anzusiedeln – nicht zuletzt, weil ihm entweder Investoren die Immobilien vor der Nase wegschnappten oder aber zu Preisen verkaufen wollten, die auch ein vermögender Kurt Krieger nicht bereit war zu zahlen. »Ich bin die Landsberger bestimmt hundertmal rauf- und runtergelaufen und habe mir gedacht, hier wäre ein guter Platz für ein neues Stadtteilzentrum.« Im Januar schließlich kam Krieger mit Berlins Bausenator Andreas Geisel (SPD) auf dem Neujahrsempfang der IHK ins Gespräch. Man tauschte sich über dies und das aus. Letztlich kamen die beiden Herren auf die Landsberger Allee zu sprechen. Dort, wo jetzt Höffner bauen wird, war lange Zeit ein großer, überdimensionierter Verbrauchermarkt geplant. Die Pläne dafür lehnten Bezirk und Senat ab. Das Areal blieb eine unansehnliche Fläche, während nebenan Ikea ein Möbelhaus und Globus einen Baumarkt errichteten. Und so sah sich der damalige Eigentümer der Brache gezwungen zu verkaufen. Davon erfuhr Krieger am Telefon – und schlug sofort zu. Jetzt gehören seiner Unternehmensgruppe 15 Hektar an der Landsberger Allee, die perspektivisch zu einem Fachmarktzentrum der Möbelbranche entwickelt werden soll.
Die »Akropolis von Lichtenberg« ist Geschichte
Nachdem die Überreste einer großen Lagerhalle – wegen ihres Aussehens auch Akropolis von Lichtenberg genannt – abgerissen wurden, stehen nun die Bauarbeiter in den Startlöchern. Zwischen dem Kauf des Grundstücks und dem Baubeginn liegen gerade einmal sechs Monate. Bis August 2017 errichtet Krieger »Höffis größten und schönsten Markt«, wie Kurt Krieger sagt. Es werde der »größte Höffner aller Zeiten«. Auf gut 50.000 Quadratmetern Fläche wird sich das neue Einrichtungszentrum erstrecken. Direkt nebenan baut die ebenfalls zu Krieger gehörende Sconto-Gruppe einen Discount-Möbelmarkt auf 7.000 Quadratmetern (LiMa+ berichtete).
Krieger hat sich nicht nur seiner Meinung nach für den richtigen Ort entschieden. Er ist auch zur richtigen Zeit aktiv. Denn gegenüber vom neuen Höffner-Haus ist ein neues Wohngebiet mit 2.000 Wohnungen geplant. Jedes Jahr ziehen zudem 40.000 bis 50.000 Menschen nach Berlin. »Die wachsende Stadt bedeutet auch, dass wir gegebenenfalls mehr Möbel und mehr Möbelmärkte brauchen«, sagt Bausenator Andreas Geisel am Tag der Grundsteinlegung. Lichtenbergs Stadtentwicklungsstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) zeigt sich erleichtert, dass auf dem Areal an der Landsberger Allee endlich etwas passiert. »Ich bin froh und glücklich, dass ein neues Kapitel aufgeschlagen wird.« Und Bezirksbürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD) erklärt erfreut, dass auf diese Weise viele Arbeitsplätze gesichert werden können.
Marzahner Höffner-Mitarbeiter ziehen um
In der Tat wagt Krieger etwas Neues: An der Landsberger Allee werden die Beschäftigten der bisherigen Marzahner Höffner-Filiale arbeiten. Sie ziehen komplett um. Befürchtungen, dass das Haus an der Märkischen Allee leer stehen wird, räumt Krieger aus. »Der Standort bleibt in unserer Gruppe«, sagt Krieger. Auch künftig würden dort Möbel verkauft. Noch aber wolle er sich zu Details nicht äußern.