Die Saxum AG hat die alten Gebäude umgebaut und in einem zweiten Bauabschnitt auch Neubauten errichtet – mit freundlich-heller Fassade und teilweise kleinen Gärtchen.
Doch einen eigenen Garten braucht man dort eigentlich nicht. Denn direkt vor den Häusern erstreckt sich der Landschaftspark Herzberge, ein rund 60 Hektar großes grünes Refugium. Mit »Wohnen im Landschaftspark« hat die Saxum denn auch interessierte Käufer geworben, darunter viele junge Familien mit Kindern. Wilfried Nünthel, Stadtrat für Stadtentwicklung in Lichtenberg und bezirklicher Spitzenkandidat der CDU, hat zu einem seiner insgesamt 34 Kiezspaziergänge diesmal in das Gebiet eingeladen, gemeinsam mit Pascal Ribble, der im Wahlkreis 3 als Direktkandidat antritt. Nünthel sagt mit einem Augenzwinkern zum Slogan des Investors: »Eigentlich könnten wir Tantiemen nehmen für so viel Werbung mit unserem Park.«
Von der Industriebrache zum grünen Refugium
Denn der Bezirk Lichtenberg hat seit 2004 schrittweise das Areal um das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth, früher größtenteils eine Industriebrache, zu einer Parklandschaft umgestaltet. Wie groß die Fläche ist, erfahren die Spaziergänger buchstäblich an den eigenen Füßen, denn beinahe der gesamte Park wird umrundet. Ehemalige landwirtschaftlich genutzte Flächen, ein alter Rangierbahnhof und ein früheres FDJ-Zeltlager wurden rückgebaut und renaturiert, erläutert Wilfried Nünthel. Inzwischen weiden nicht nur Schafe der Agrarbörse Deutschland dort, sondern manchmal auch einige Kühe. Es gibt ein ausgedehntes Wegenetz (plus Trimm-Dich-Pfad) für Spaziergänger, Jogger und Radfahrer. Viele seltene Vogelarten und Amphibien haben sich in den Biotopen angesiedelt. 6 Pfuhle wurden extra angelegt, sie werden vom Regenwasser gespeist. »Der Herzberg ist eigentlich auch ein Gewässer«, erzählt Wilfried Nünthel. Denn aus der Binnendüne wurde bei der Errichtung des Krankenhauses Ende des 19. Jahrhunderts Baumaterial gewonnen, der Herzberg wurde abgetragen. Es entstand eine Grube, die sich mit Wasser füllte – der Herzbergteich.
Neueste Bewohner: Zauneidechsen
Die neuesten Bewohner des Landschaftsparks sind Zauneidechsen, für die 2015 extra Habitate angelegt wurden – praktisch kleine umzäunte Wohnlandschaften aus Gestrüpp und Ästen. Im April bezogen die ersten Reptilien ihr Quartier, bis zu 1.000 der flinken und scheuen Tiere können in Herzberge angesiedelt werden. Die streng geschützten Zauneidechsen werden vom ehemaligen Rangierbahnhof Schöneweide umgesiedelt. Denn die früheren Bahnflächen sollen zum Gewerbegebiet Adlershof-Johannisthal entwickelt werden. »Die Deutsche Bahn hat nicht nur die Herrichtung des Geländes und den Umzug der Tiere bezahlt, sondern trägt auch die Kosten für die nächsten 25 Jahre«, sagt der Stadtrat, der auch für Umwelt verantwortlich ist. Außerdem übernehme die Bahn das Monitoring, also die wissenschaftliche Begleitung der Aktion. »Es muss ja der Nachweis geführt werden, dass diese sinnvoll war.« Wilfried Nünthel informiert, dass der Bezirk bereits im vergangenen Jahr bei der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen Antrag zur Unterschutzstellung des Landschaftsparks Herzberge eingebracht hat, die Unterlagen werden derzeit geprüft. Die Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet ist nicht nur für Flora und Fauna bedeutsam. Der Bezirk hat auch ein finanzielles Interesse daran: Würde das Areal kein Landschaftsschutzgebiet, müssten rund fünf Millionen Euro Fördermittel an die EU zurückgezahlt werden.
Krankenhaus bekommt Erweiterungsbau
Inmitten des Landschaftsparks liegt das Krankenhaus Königin Elisabeth. Bereits das Entree wirkt prächtig: Hinter dem zur Sommerzeit sprudelnden Brunnen mit der hohen Fontäne ist das neoklassizistische Klinkergebäude mit seinen spitzen Giebeln und dem Uhrenturm zu sehen. Wie alle der denkmalgeschützten Backsteinhäuser auf dem Gelände war es in den zurückliegenden Jahren sorgsam saniert worden. Wilfried Nünthel informiert, dass der Träger, das Evangelisches Diakoniewerk Königin Elisabeth (EDKE), die Immobilie vom Land Berlin erwerben will. »In der vergangenen Woche fiel dafür eine vorläufig abschließende Entscheidung durch das Land«, sagt der Stadtrat. Das Klinikum wolle auch das historische Kesselhaus erwerben und dessen Betrieb als Museum und Veranstaltungsort sichern. Weil das Krankenhaus nach der aktuellen Berliner Krankenhausplanung mehr Betten erhalten soll (deren Zahl steigt von derzeit 630 auf 748), wird ein Erweiterungsbau geplant, der sich optisch an die vorhandenen historischen Gebäude anpassen soll, berichtet Wilfried Nünthel: »Ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren wurde schon eingeleitet.«