Weitere Verleihstationen für zunächst 50 Fahrräder werden in Kürze an folgenden Punkten errichtet: Frankfurter Allee / Gürtelstraße; Kiezspinne / Schulze-Boysen-Straße 38; S-Bahnhof Nöldnerplatz; U-Bahnhof Magdalenenstraße sowie S- und U-Bahnhof Lichtenberg / Weitlingstraße.
Testerinnen und Tester bitte melden!
Interessierte können sich ab sofort bei der Klimaschutzbeauftragten des Bezirks, Kirsten Schindler, Telefon 030 90 296 42 05 oder per E-Mail kirsten.schindler@lichtenberg.berlin.de melden. Die Auserwählten werden dann zu einer Einweisung am 1. November um 17 Uhr ins Rathaus eingeladen. Für die kommenden vier Wochen können sie die Räder kostenlos nutzen, um anschließend über ihre Erfahrungen zu berichten.
5.000 Leihräder bis 2018
»Erstmals gab es in Deutschland ein offenes Vergabeverfahren für einen Dienstleister, der einen öffentlichen Fahrradverleih anbietet«, sagte der Leiter der Abteilung Verkehr bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Burkhard Horn. Der Zuschlag ging an das Leipziger Unternehmen nextbike GmbH, das mit insgesamt 30.000 Verleih-Fahrrädern in 18 Ländern bereits internationale Erfahrungen vorweisen kann. Nach der Auswertung des Testbetriebes und der Beseitigung der Kinderkrankheiten sollen bis zum Frühjahr 2017 dann auch in anderen Berliner Bezirken bereits 500 nextbike-Fahrräder unterwegs sein. Bis Ende 2018 will man 5.000 Verleihräder an 700 Stationen innerhalb des S-Bahnrings und an seinen Rändern anbieten. Es wäre damit das größte Fahrradverleihsystem Deutschlands. »Wir verstehen das System als ein ergänzendes Angebot zum öffentlichen Personennahverkehr für Wege innerhalb der Stadt«, so Burkhard Horn. Das Land Berlin steigt bei dem neuen Projekt mit ein. Der Senat hat einen Fünfjahresvertrag mit nextbike abgeschlossen – mit der Option auf eine Verlängerung um weitere drei Jahre. Die Mobilität per nextbike-Leihfahrrad will sich der Senat jährlich anderthalb Millionen Euro kosten lassen.
Bahn-Fahrräder sollen verschwinden
Ein ähnliches Berlin-Projekt der Deutschen Bahn wurde weder von den Berlinern, noch von den Touristen gut angenommen. »Das Call a Bike – System der Bahn ist unglücklich gelaufen«, sagte Burkhard Horn. 150 Stationen seien für die Berliner Metropole einfach zu wenig gewesen, um sich durchzusetzen. Die Fahrräder der Bahn sollen bald aus dem Berliner Stadtbild verschwunden sein.
Unter anderem eine hohe Stationsdichte soll die Attraktivität des neuen Verleihangebots steigern und die Nutzerquote von bisher einem Nutzer pro Tag und Fahrrad auf neun erhöhen. Die Räder mit geschlossener Dreigangschaltung, Rücktritt und Trommelbremse sollen von mobilen Serviceteams regelmäßig gewartet und wieder so unter den Stationen umverteilt werden, dass immer ausreichend Räder an jeder Station bereit stehen.
Berliner Verkehrsbetriebe als Partner
»Es ist ganz einfach«, erklärte Sebastian Popp, der Leiter des Verleihsystems die Handhabung. Alle Räder verfügen über einen Bordcomputer. Einmalig auf der nextbike-Webseite oder über eine App oder an den elektronischen Stationsterminals oder per Hotline mit Kredit- oder EC-Karte registrieren, sich vor Ort einloggen – und schon springt das Sperrschloss auf. Einmal angemeldet, funktioniere das auch in anderen Ländern, versicherte Popp. »Die Berliner Ausleih-Tarife stehen noch nicht fest«, ergänzte die nextbike-Pressesprecherin, Mareike Rauchhaus. Nextbike habe die Berliner Verkehrsbetriebe als Kooperationspartner gewonnen, um einen günstigen Ausleihpreis für die Nutzer zu erreichen. Auch das E-Ticket der Verkehrsbetriebe solle als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Rauchhaus sprach von Tagestickets um 3 Euro, Wochentickets für etwa 15 Euro und Jahresabos für etwa 50 Euro. »Unternehmen können Verleihstationen kaufen und ihre Mitarbeiter kostenlos radeln lassen«, sagte die Marketing-Fachfrau. Nextbike sei sehr flexibel. So könne eine Verleihstation innerhalb von 15 Minuten aufgebaut werden.
Beitrag zum Klimaschutzprogramm
Wilfried Nünthel (CDU), Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, zeigte sich von dem Gesamtprojekt und dem Piloten angetan. Die Nachfrage für solch ein Vorhaben sei auf jeden Fall vorhanden. Das Pilotprojekt ordne sich gut in das Lichtenberger Klimaschutzprogramm des Bezirks ein. Der nächste Schritt neben dem Radwegeausbau sei die Umsetzung des Mobilitätskonzeptes für die Lichtenberger Verwaltung, bei dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bezirksamtes angehalten seien, immer mehr das Fahrrad anstelle des Autos zu nutzen. »Ich hoffe, dass sich viele Lichtenbergerinnen und Lichtenberger für die Testphase melden«, sagte er. »Wir würden gerne aus vielen Kandidaten auswählen.«
Autor: Volkmar Eltzel